Hybrider Unterricht – Ziel: das Beste aus beiden Welten!
Bildungsmacher | Klubschule Migros Zürich
Sprechen wir vom selben?
Kerres und Jechle gingen 1999 beim hybriden Unterricht von der Vorstellung einer Kombination verschiedener Medien aus:
«Es setzt sich vielmehr die Sichtweise durch, dass betriebliche Bildung einer höheren Flexibilität und mehr methodischer Varianten bedarf. Genau dies lösen hybride Lernarrangements ein. Bei diesem Ansatz geht es nicht um die Überlegenheit bestimmter Medien und didaktischer Methoden, sondern um deren Kombination. Es geht also letztlich darum, die Vorteile möglicher Varianten so zu verknüpfen, dass pädagogische Ziele ebenso wie Effizienzkriterien so weit wie möglich erreicht werden können.» j17a3.pdf (uni-due.de)
Tim Kantereit (Autor von Hybrid Unterricht 101) hat den Begriff 2020 zwischen Präsenz- und Distanzunterricht verortet, was stärker auf eine räumliche Definition hinweist.
In diesem Blog geht es um die räumliche Definition.
Einen guten Überblick über die Unterrichtsformate und hilfreiche Tipps für die Einführung von hybridem Unterricht finden Sie auf YouTube von Philipp Wampfler.
Wer bekundet Mühe mit dem synchronen Online-Unterricht?
Beim ersten Lockdown und der damit einhergehenden Umstellung auf den synchronen Online-Unterricht, war die grosse Mehrheit unserer Lehrpersonen offen für die Umstellung. Vorbehalte gingen eher von den Teilnehmenden aus.
Die Gründe waren so vielfältig wie verständlich: fehlende Infrastruktur oder Ruhe zuhause, Bildschirmüberdruss nach einem Arbeitstag vor dem Computer, das Fehlen des ungezwungenen Austausches mit der Klasse.
Nach dem ersten Lockdown wünschte sich die Mehrheit der Teilnehmenden den Präsenzunterricht zurück.
Je länger wir jedoch Online-Veranstaltungen anboten, desto mehr fanden die Teilnehmenden Gefallen daran. Nun wird geschätzt, dass keine Anreise notwendig ist, respektive dass von überallher am Unterricht teilgenommen werden kann. Zuhause dem Unterricht zu folgen ist bequem, die Maskenpflicht fällt weg und die Verpflegungsmöglichkeit in der eigenen Küche ist optimal.
Eine grosse Rolle spielt auch, dass sich die Qualität des Online-Unterrichts mit der zunehmenden Erfahrung der Lehrpersonen verbesserte.
Was wünschen die Kundinnen und Kunden in Zukunft?
Nun, da wir wieder vor Ort unterrichten dürfen, wollten wir von unseren Teilnehmenden der Sprach- und Informatikkurse sowie bei der beruflichen Weiterbildung wissen, wie sie sich den zukünftigen Unterricht vorstellen.
Wir fragten über 1000 Personen ob sie in Zukunft
- vermehrt Online-Angebote nutzen werden
- immer Präsenzunterricht statt online nutzen werden
- flexibel wählen möchten, ob sie vor Ort oder online teilnehmen.
Die Resultate zeigen, dass sich in praktisch allen Altersgruppen eine markante Verschiebung der Bedürfnisse abzeichnet. Bei den unter 50-Jährigen ziehen nur noch 35 – 40 % in Zukunft den Präsenzunterricht vor. Die Mehrheit, mit je einem Drittel, wird vermehrt Online-Angebote nutzen oder wünscht sich eine flexible Wahlmöglichkeit zwischen Präsenz- und Online – also den hybriden Unterricht.
Bei den über 50-60-Jährigen wünschen 45 % Präsenzunterricht, 25 % werden vermehrt Online-Angebote nutzen und 30 % möchten flexibel wählen können. Bei den über 60-Jährigen wählen 62 % den Präsenzunterricht, immerhin 15 % werden vermehrt online-Angebote nutzen.
Wie schaffen wir das?
Hybrider Unterricht, bei dem ein Teil der Klasse vor Ort und ein anderer Teil online teilnimmt und gleichermassen profitieren kann, stellt äusserst hohe Ansprüche an die Technik und die Lehrperson.
Die Klubschule Migros Zürich beschäftigt weit über 1000 Lehrpersonen und verfügt über 100 Klassenräume. Wir gehen deshalb mit Respekt und schrittweise an das Thema heran. Der erste Schritt war die Evaluation von unterschiedlichen technischen Installationen. Dabei durften wir bei einigen Institutionen bereits installierte Anlagen testen. Unsere Informatikabteilung evaluierte zusätzlich Kameras, Mikrophone und Steuerungsgeräte. Wir testeten unter anderem so futuristische Geräte wie die »Huddly IQ» Cam, die es ermöglicht, das Geschriebene auf dem Whiteboard zu lesen obwohl die Lehrperson während des Schreibens vor dem Whiteboard steht. Magic – die Lehrperson wurde durchsichtig! Aber natürlich – alles hat seinen Preis.
Ein Klassenzimmer wurde zum Testraum umgebaut und einige engagierte Lehrpersonen willigten ein, mit ihren Klassen Versuche zu starten. Bei den Teilnehmenden holten wir vorgängig das Einverständnis ab und nahmen selbst an diesen Lektionen teil. Die Probleme und Schwierigkeiten waren vielfältig, vom Raummikrophon, das viel zu sensibel war und jedes Geräusch aus dem Klassenraum übertrug, bis hin zur Position der Kamera, die zu viel Glatze und zu wenig Gesicht zeigte.
Nach mehreren Tests entschieden wir uns für eine Lösung mit Logitech MeetUp für ca. CHF 2000.- pro Klassenraum. Sie überzeugt durch ein scharfes Bild samt Zoom (Schriften auf Flipchart/Whiteboard gut leserlich), guten Ton, Einfachheit in der Bedienung und ausgewogenem Preis-/Leistungsverhältnis.
Wir beginnen nun mit wenigen Geräten und bauen das Angebot, bei entsprechender Nachfrage, schrittweise aus. Damit stellen wir sicher, dass wir den Lehrpersonen die notwendige Schulung und enge Begleitung bieten können. Nebst der Offenheit der Lehrperson für das Abenteuer «hybrid» ist eine saubere Einführung das A und O. Nur so kann die Kundenzufriedenheit hochgehalten werden.
Wir glauben an die Zukunft des hybriden Unterrichts und setzen alles daran, dass die Pilotprojekte gelingen werden und wir sowohl unsere Kundschaft als auch unsere Lehrpersonen begeistern können.
Unsere Angebote sind primär als Präsenzveranstaltungen konzipiert. Wir bieten Teilnehmenden bei verhinderter Teilnahme vor Ort neu bei ausgewählten Lehrgängen und Kursen die Möglichkeit, sich von extern zuzuschalten und sich so am Unterricht zu beteiligen.
Mit diesem, sogenannt iterativem, Vorgehen, immer wieder pilotieren, testen, prüfen, anpassen sind wir sicher, dass wir das hybride Format zu einer guten Unterrichtsform ausbauen werden.
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Autorinnen
Name: Gaby Billing & Sandra Hofmann
Beruf: Mitglied der Geschäftsleitung / Leitung Produktmanagement | Leiterin Sparte Management und Wirtschaft / Projektleiterin «Einführung hybrider Unterricht».
Website: Klubschule Migros
«Bildung für alle»: Diesen Leitgedanken verfolgt die Klubschule Migros seit über 75 Jahren. Möglichst vielen Bevölkerungsschichten den Zugang zur Weiterbildung zu ermöglichen, gehörte für die Migros von Beginn weg zu ihrem sozialen und kulturellen Engagement. Nicht zuletzt dank der Unterstützung durch das Migros-Kulturprozent profitieren Lerninteressierte von einem aussergewöhnlich vielfältigen Angebot.
Die Klubschule Migros ist die führende private Bildungsinstitution der Schweiz. Jährlich besuchen mehr als 300‘000 Menschen einen Kurs oder eine Weiterbildung an rund 50 Standorten in der ganzen Schweiz. Zur Auswahl stehen über 600 verschiedene Angebote.