Fit for the future – auch in der Weiterbildung!

Bildungsmacher

Manchmal hat die Zukunft schon vor langer Zeit begonnen. Dies ist auf jeden Fall zutreffend, wenn wir über Fremdsprachenunterricht generell und spezifisch über die bilingualen Unterrichtsformen im Kanton Zürich nachdenken. Unser Kanton ist nicht nur wirtschaftlich sehr stark und tonangebend bei Innovationen, sondern hat schon häufig eine Vorreiterrolle eingenommen – und das natürlich auf verschiedenen Gebieten. Aber sehr oft auch in der Bildungslandschaft. Und das ist toll! Darauf sind wir stolz und darauf können wir alle gemeinsam weiter bauen.

In diesem Zusammenhang, ist der bilinguale Fachunterricht erwähnenswert und exemplarisch. Über diese Ur-Zürcher Entwicklung möchte ich hier gerne mehr ausführen. Gegen Ende der Neunzigerjahre vom letzten Jahrhundert, fand im Kanton unaufgeregt und leise eine kleine aber sehr wegweisende Revolution statt. Plötzlich sprang in vielen Primarschulen die Initiative auf, Frühenglisch als Projekt einzuführen. Und dies sogar lange bevor Frühenglish dann flächendeckend im ganzen Kanton eingeführt wurde. So habe ich bereits im Jahr 2000 in meiner Wohngemeinde und in den Nachbargemeinden für alle Primarschulklassen in der Schulkreisgemeinde massgeschneiderte Englischkonzepte erstellt und ermöglicht, dass alle Schüler und Schülerinnen ab dem Jahr 2000 mit dem Unterricht anfangen konnten – individualisiert, authentisch und altersgerecht. Und mit viel Motivation!

Gleichzeitig setzte eine zweite Bewegung ein. Auf der Sekundarstufe II fingen Schulleitungen und Lehrpersonen an sich dafür einzusetzen, Fachunterricht zweisprachig anzubieten. Ja genau, Fachinhalte und nicht Sprachunterricht in einer zweiten Sprache, also bilingual. Das war total neu in der Schweiz! Dies fand vor dem Hintergrund statt, dass viele Berufe damals, und übrigens bis heute noch, nicht Englischunterricht oder Zweitsprachunterricht im nationalen Rahmenlehrplan festgeschrieben haben. So sollte ermöglicht werden, dass die Englischkenntnisse aus der Primarschule und Sekundarstufe I nicht vergessen gehen, um dann mit viel Aufwand nach der Berufslehre wieder nachgeholt zu werden. Diese bottom-up Bewegung entstand in acht Berufsfachschulen des Kantons Zürich. Dazu wurde eine bili-Erfahrungsgruppe gegründet, die in Gratisarbeit und mit sehr viel Herzblut die Konzepte und Schwerpunkte aufgebaut und auch Unterrichtssequenzen gemeinsam erarbeitet haben .

Im Schuljahr 2001/2002 fand dann auch der erste offizielle Ausbildungslehrgang für Berufsfachschullehrpersonen statt. Und so entwickelte sich dieses Projekt von Erfolg zu Erfolg. Weitere Berufsfachschulen aus dem Kanton Zürich schlossen sich an. Andere Kantone fingen bald auch mit dem zweisprachigen Fachunterricht an, zum Beispiel Italienisch-Deutsch im Tessin und Französisch-Deutsch in der Romandie. Dazu wurde auf der gymnasialen Stufe sehr bald Immersionsunterricht gestartet und weiterentwickelt. Heute werden an der PHZH eine CAS-Weiterbildung für Berufsschullehrpersonen angeboten, die Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung bietet ebenfalls diese Weiterbildung an. An verschiedenen anderen Pädagogischen Hochschulen haben sich diese Weiterbildungen also mittlerweile sehr gut etabliert. Auch das Mittelschul-und Berufsbildungsamt hat Konzepte für die Stufen des bilingualen Fachunterrichts festgelegt und die Rahmenbedingungen für die freiwilligen bilingualen Abschlussprüfungen vereinheitlicht und standardisiert. So schliessen die Lernenden bilingual in der referenzgruppe „Advanced“, oder „Standard“ ab mit dem entsprechenden Eintrag im Eidgenössischen Fähigkeitsausweis, EFZ.

Abgesehen von den Schulen auf der Sekundarstufe II, Berufsmittelschulen und Mittelschulen, ist die Frage, wie die weiteren Weiterbildungsangebote generell diesbezüglich unterwegs sind. Ist bilingualer Unterricht ein Thema? Wie hat es sich etabliert und wo wird es angeboten?

Im Kanton Zürich gibt es sehr viele Weiterbildungsinstitutionen, die eine Riesenauswahl von Lehrgängen, Zertifikatskursen und Diplomen anbieten. Mit diesen Angeboten werden den Absolventinnen und Absolventen Wissen und Kompetenzen vermittelt, die diese Personen brauchen um beruflich weiterzukommen und die von der Wirtschaft und von den Arbeitgebenden Branchen verlangt und benötigt werden. Die Kursteilnehmende, die Abend für Abend und/oder Wochenende für Wochenende neben Familie und Beruf Weiterbildungsangebote belegen, verdienen es, solche Weiterbildungen zu geniessen, die sie fit für ihre Zukunft machen. Dies ist bestimmt der Fall, denn zweifellos arbeiten die Weiterbildungsinstitutionen seriös, sind geprüft und verfügen meistens auch über anerkannte Labels und weisen Zertifizierungen vor. Diese guten Angebote sollten nicht nur zu fachspezifischen Abschlüssen führen, sondern wirklich die Absolventinnen und Absolventen für ihre Zukunft in der globalisierten Wirtschaft des Kantons Zürich und der Schweiz vorbereiten. Und da die Welt rund um uns sich stets weiterentwickelt, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass auch die Weiterbildungen mit der Zeit gehen. Dies beinhaltet, und das ist selbstredend, exzellente Kommunikation und Mehrsprachigkeit. Diese Argumentation führt zum Schlüsselwort bili – der bilinguale Fachunterricht! Der bilinguale Fachunterricht sollte vermehrt angeboten werden und so auch in der Weiterbildung und in der Erwachsenenbildung eine stets wichtigere Rolle spielen. Wenn Fachinhalte bilingual vermittelt werden, werden die Kursteilnehmenden doppelt befähigt: fachlich und gleichzeitig sprachlich! Umso mehr besteht Handlungsbedarf, da diese Woche bekannt wurde, dass die Schweiz im internationalen Ländervergleich der Englischkenntnisse von Nicht-Muttersprachlern zum Vorjahr um sieben Plätze zurückgefallen ist. Die Schweiz befindet sich nun auf Rang 25 und wurde von Ländern wie Kenia, Bulgarien, Griechenland und Estland überholt. Die Liste wird angeführt durch die Niederländer, mit Österreich an zweiter Stelle. Dass die ersten 13 Länder mit „sehr gut“ bewertet wurde, und die Schweiz lediglich mit „gut“ macht sichtbar, dass wir nicht nur in der Grundbildung, sondern auch in der Weiterbildung noch Luft nach oben haben. Es besteht Handlungsbedarf. Hier kann der bilingualen Fachunterricht ganz bestimmt Abhilfe verschaffen!

Nach zwanzig Jahren Erfahrung als Lehrperson im bilingualen Fachunterricht, bin ich stets von den Resultaten begeistert. Denn es ist abgesehen von den verbesserten Sprachkenntnissen, eine sehr grosse von Motivation und Inspiration für die Kursteilnehmenden und macht einfach unglaublich Spass! Bili is fun – so let’s do it!

©ZKW Zürcher Konferenz für Weiterbildung – Auf Kopieren oder anderweitiges Vervielfältigen wird mit rechtlichen Schritten reagiert.

Autorin

Name: Wilma Willi

Beruf: Kantonsrätin und Berufsschullehrerin

Website: wilmawilli.com

Motto: An der Berufsschule ist es mir ein Anliegen die Jugend zu befähigen und so können meine Lernenden alle zweisprachig die Lehrabschlussprüfung abschliessen. Als Grüne Kantonsrätin setze ich mich für funktionierende Strukturen im Kanton Zürich ein, für Fairness und für Gerechtigkeit, auch in der Bildung. Naturschutz und Förderung der Biodiversität ist für unser Überleben zentral und deshalb soll auch die Umweltbildung vermehrt Beachtung finden und gefördert werden. Bildung ist zentral wenn wir überhaupt eine Zukunft haben möchten!

Wilma Willi

An der Berufsschule ist es ihr ein Anliegen die Jugend zu befähigen und so können ihre Lernenden alle zweisprachig die Lehrabschlussprüfung abschliessen. Als Grüne Kantonsrätin setzt sich Wilma Willi für funktionierende Strukturen im Kanton Zürich ein, für Fairness und für Gerechtigkeit, auch in der Bildung. Naturschutz und Förderung der Biodiversität ist fürs Überleben zentral und deshalb soll auch die Umweltbildung vermehrt Beachtung finden und gefördert werden.